CORPORATE IDENTITY IM RAUM ...
...ODER WIE DIE RAUMGESTALTUNG SINNSTIFTEND WIRD
Bettina Atzgerstorfer – Leiterin des Firmenkundengeschäfts bei Zingg-Lamprecht und ausgebildete Arbeits- und Organisationspsychologin - erklärt im Interview, wie Raum und Identität eines Unternehmens zusammenwirken und welchen Einfluss die Raumgestaltung auf die Organisationskultur hat.
Text von Sebastian Bäthies
WAS IST CORPORATE IDENTITY UND WER HAT`S ERFUNDEN?
Die Corporate Identity (CI) ist das Herzstück eines Unternehmens. Sie definiert alle Merkmale, die ein Unternehmen ausmachen und verleiht ihm einen einzigartigen Charakter und definiert das Image. Noch wichtiger ist, dass sich eine Organisation durch ihr CI stark von ihren Mitbewerbern abheben kann. Deshalb ist die richtige Corporate Identity ein entscheidender Faktor für den Unternehmenserfolg.
Im eigentlichen Sinne erfunden wurde die CI nicht, aber sie hat bereits eine lange Tradition. Schon im Mittelalter verwendeten Fürsten, Könige, Städte etc. Wappen, die zur Identifizierung dienten. Mit dem Beginn und dem Fortschreiten der Industrialisierung sowie dem Inkrafttreten der Markenschutzgesetze sind im Laufe der Jahrzehnte grosse Marken entstanden. Die Corporate Identity war zunächst mehr ein unbewusster Prozess und ist auf natürliche Weise entstanden. Denn die Identität von Unternehmen entwickelte sich automatisch, ohne dass dafür, wie heutzutage, vorab eine CI ausgearbeitet wurde.
«Beim Corporate Design achten wir darauf, die Identität der Organisation im Raumdesign umzusetzen und die visuelle Formensprache der Organisation in den Raum zu übersetzen.»
Bettina Atzgerstorfer, Leiterin des Firmenkundengeschäfts bei Zingg-Lamprecht
Die Corporate Identity macht ein Unternehmen einzigartig und wettbewerbsfähig.
Jedes Unternehmen besitzt eine Corporate Identity, aber nicht jedes Unternehmen nutzt sie zu ihrem Vorteil – aber, sie existiert. Ähnlich wie bei einem Menschen bildet die Identität den Unternehmenscharakter und die Unternehmenskultur. Demzufolge wird die Corporate Identity gelebt. Sie ist dynamisch und kann sich mit der Zeit entwickeln. Zudem schafft das CI intern und extern Orientierung und Vertrauen. Schliesslich sind dies die entscheidenden Faktoren, die ein Corporate Image erzeugen, dass wiederum entscheidet, ob sich eine Zielgruppe mit einer Marke identifiziert, oder nicht.
Frau Atzgerstorfer, welche Rolle spielt der Raum für eine Organisation – im Zusammenhang mit der Corporate Identity?
Bettina Atzgerstorter:
«Der Raum widerspiegelt direkt die Kultur einer Organisation. Anhand der Räumlichkeiten erkennt man zum Beispiel sehr schnell die geltenden und vorherrschenden Hierarchien. Darüber hinaus zeigt die Raumgestaltung auch, wie in einer Organisation zusammengearbeitet wird und wie Mitarbeitende miteinander kommunizieren. Bezeichnend ist dabei sehr oft, wie sehr sich die Mitarbeitenden den Raum aneignen können. Dies zeigt eine starke Ausprägung, wenn es um die «Visibilität der Arbeit» geht, d.h. wenn Sinnstiftung ein wesentlicher Faktor einer Unternehmenskultur ist!»

Was würden Sie sagen, welche Parameter spielen bei der Raumgestaltung für Organisationen eine Rolle?
Bettina Atzgerstorfer:
«Bei der Raumgestaltung müssen alle Faktoren der Corporate Identity mitberücksichtigt werden. Als Faktoren der Corporate Identity betrachten wir jeweils Corporate Behaviour, Corporate Culture, Corporate Communication und letzten Endes auch das Corporate Design einer Organisation.
Beim Corporate Behaviour bilden wir das Verhalten und die Bewegung der Mitarbeitenden im Raum ab. So kann zum Beispiel die Platzierung von Coffee Points oder Projektarbeitsplätzen die Art der Zusammenarbeit abbilden.
Bei der Corporate Culture geht es um die Darstellung von Arbeitsweise und Funktionen im Raum. Dies zeigt sich zum Beispiel bei der Umsetzung von «activity based working». Hier werden jeweils verschiedene Arbeitszonen für verschiedene Tätigkeiten und Funktionen umgesetzt.
Bei der Corporate Communication ist es wichtig zu analysieren, wie Mitarbeitende interagieren und kommunizieren. Dementsprechend planen wir die dafür notwendige räumliche Infrastruktur. Ein sehr eindrückliches Beispiel hierfür ist die Lounge. Eine Lounge als «meeting hub» für Kaffeegespräche etc. funktioniert aber nur dann, wenn die Unternehmenskultur dies auch zulässt und entsprechend fordert und fördert.
Beim Corporate Design achten wir darauf, die Identität der Organisation im Raumdesign umzusetzen. Hierbei geht es aber nicht darum, die Farben des Unternehmenslogo in Stuhl und Wandfarbe zu übertragen, sondern die Mitarbeitenden in das Zentrum zu stellen und die visuelle Formsprache der Organisation in den Raum zu übersetzen.»

Inwiefern beeinflusst die Raumgestaltung die Unternehmenskultur?
Bettina Atzgerstorfer:
«Ein Unternehmen braucht ein Corporate Identity Konzept, weil Produkte und Dienstleistungen mehrheitlich austauschbar sind.
Ziel ist es, eine eigene Unternehmenspersönlichkeit mit hohem Wiedererkennungswert zu schaffen. Eine gut durchdachte und einheitliche Unternehmensidentität entscheidet, wie ein Unternehmen von der Öffentlichkeit und seinen eigenen Mitarbeiter:innen wahrgenommen wird.

Die Corporate Identity bietet die Chance, sich von Mitbewerbern abzuheben. Denn der Erfolg wird nicht mehr nur durch Preis, Leistung und Qualität definiert.
In der heutigen Zeit ist relevant, welche Idee hinter einem Unternehmen steckt und wie diese Idee präsentiert wird. Am Ende kaufen Kund:innen nebst dem Produkt auch die Marke und das Gefühl, das in ihnen ausgelöst wird.
Die Raumgestaltung ist dementsprechend einer der grössten Hebel, um die Unternehmenskultur zu beeinflussen. Sie bildet die Arbeitskultur und vor allem auch die entsprechenden Modelle ab. Die Art und Weise, wie (zusammen) gearbeitet wird, kann direkt durch die Raumgestaltung beeinflusst werden, indem beispielsweise alternative Arbeitsplätze geschaffen werden, welche die Mitarbeitenden bei der Ausübung ihrer Tätigkeiten bestmöglich unterstützen, inspirieren und motivieren. Der Raum ist ein einfacher Hebel für eine Organisation, sich im Markt zu positionieren.»


Welchen Stellenwert haben die Mitarbeitenden bei der Raumgestaltung?
Bettina Atzgerstorfer:
«Die Mitarbeitenden müssen eine tragende Rolle spielen, indem diese partizipativ an der Gestaltung der Räumlichkeiten beteiligt werden. Grundsätzlich geht es darum, dass sich die Mitarbeitenden den Raum aneignen können – dies unterstützt mittel- bis langfristig die Sinn- und Identitätsstiftung, den sogenannten «shared purpose» und damit die Bindung zum Unternehmen.
Die Globalisierung der Arbeitswelt, der Wertewandel in der Gesellschaft sowie der allgemeine Fachkräftemangel befeuern den sogenannten «War for Talents» - also die Schwierigkeit, Top-Absolventen für das eigene Unternehmen zu finden. Dem kann man mit einer stimmigen und attraktiven Corporate Culture entgegenwirken.
Die Mitarbeitenden müssen sich im Raum bewegen und diesen auch mitgestalten können. Am Ende des Tages muss der Raum die Mitarbeitenden bestmöglich bei der Umsetzung ihrer Tätigkeiten unterstützen können».
Vielen Dank Frau Atzgerstorfer!
Fazit
Die Verbindung zwischen Corporate Identity und Raum ist von entscheidender Bedeutung, um ein einheitliches und stimmiges Unternehmensbild zu schaffen. Corporate Identity umfasst das Gesamtbild eines Unternehmens, das seine Werte, Mission, Vision, Kultur und Persönlichkeit widerspiegelt. Es ist der Kern dessen, wofür das Unternehmen steht und wie es von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird.
Um die Synergie zwischen Corporate Identity und Raum zu erreichen, ist es wichtig, dass die Gestaltung des Raumes sowie die vorher beschriebenen Faktoren von Anfang an in die Überlegungen zur Corporate Identity einbezogen werden.
Ein Unternehmen sollte sich immer fragen, welche Botschaft es mit seinem Raum vermitteln möchte und wie dies mit der Gesamtbotschaft der Corporate Identity übereinstimmt. Durch eine sorgfältig durchdachte und geplante Gestaltung des Raumes kann ein Unternehmen seine Identität stärken und ein positives Markenimage aufbauen, das sowohl intern als auch extern wahrgenommen wird.
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